Banken oder FinTechs oder Big-Techs
Das Geschäftsmodell „Bank“ galt lange als Auslaufmodell. Immer größere Teile der Wertschöpfungskette wurden von kleinen, neuen, schnellen FinTechs übernommen. Doch noch immer stehen die Banken da, die große Konsolidierungswelle ist ausgeblieben, die FinTechs haben die Finanzindustrie nicht umgekrempelt. Und werden es auch nicht mehr, denn jetzt kommt der Angriff der Big-Techs.
Apple, Amazon, Meta und Alphabet stehen nicht mehr länger nur in den Startlöchern. Sie sind bereits losgelaufen und haben erste Schritte auf dem Feld der Finanzdienstleistungen hinter sich gebracht. Bezahlsysteme wie Apple Pay, Amazon Pay oder Google Pay leben davon, dass die großen Technologieunternehmen den direkten Draht zum Kunden haben. Sie können die Zahlung abwickeln und es ist ihnen egal, welche Kreditkarte oder welches Konto dann im Hintergrund belastet wird.
Sie sind die Gatekeeper zwischen der Welt der Waren und Dienstleistungen und den Finanzen. Und sie werden diese Stellung stärken und ausbauen. Apple brachte nach der Kreditkarte, die noch in Zusammenarbeit mit einer „echten“ Bank begeben wurde, jetzt auch Ratenkaufkredite für seine Produkte. Buy now pay later heißt das beliebte Geschäftsmodell – und Apple wird sich hier einen nennenswerten Anteil sichern. und dann irgendwann nicht nur die eigenen Produkte auf Kredit anbieten, sondern auch weiter in den Markt eintreten. So wie Apple, Amazon oder Alphabet ihre Payment-Systeme bereits auf Hunderttausenden Webshops etabliert hat, werden auch die Kreditangebote der Big-Techs wachsen.
Und ja, das sind nicht die margenstärksten Geschäfte, es wird den etablierten Banken nicht schwerfallen, dies als Masse ohne Klasse abzuqualifizieren, wenn sie hier Marktanteile verlieren. Was sie aber nicht vergessen dürfen: Sie verlieren nicht Marktanteile, sondern Kunden. Und es ist schwer, jemanden aus einer intuitiv funktionierenden Markten- und Service-Welt wie die von Apple wieder auszulösen. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass Apple & Co. hier den Banken weitere Kunden abnehmen und den neuen Kunden dann auch weitere Produkte anbieten.
Produkte, die zu den Kernkompetenzen der Traditionsinstitute des Finanzwesens gehören – bis hin zum klassischen Immobilienkredit. Auch wenn dies Zukunftsmusik ist: diese Zukunft könnte die Banken schneller ereilen, als die sich das wünschen. Konnten sie ihre Bilanzen dank hilfreicher Notenbankpolitik gerade einmal etwas in Ordnung bringen droht dort neue Gefahr. Sie müssen die Digitale Welt verstehen, müssen die Wünsche der Kunden begreifen, müssen vorausdenken und Systeme anbieten, die nicht nur funktionieren, sondern Spaß machen. Echtes Bankgeschäft also? Nur bedingt, aber genau das Bankgeschäft, das Kunden wollen. Und eines müssen auch die klassischen Banken zugeben: Ohne Kunden lässt sich nur sehr schwer gutes Geschäft machen.