Steigende Zinsen – fallende Aktienkurse?

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Die US-Notenbank gilt nicht als Feind der Märkte. Immer wieder hat sie mit ihren Entscheidungen die Aktienkurse gestützt, in den vergangenen zehn Jahren aus Strohfeuern einen Dauerbrenner gemacht. Doch das ist vorbei. Einige Zinserhöhungen sind angekündigt, manch anderer Stich für die Märkte mag folgen. Also fallen jetzt die Aktienkurse?

Dass die Notenbankpolitik nicht ohne Wirkung bleibt, haben zuerst die Anlagen erfahren, die traditionell zinssensitiv sind, also schnell und direkt auf Zinsänderungen reagieren. Dazu gehören die Techwerte, dazu gehören aber auch Kryptowährungen. Diesen beiden ist gemeinsam, dass in der Regel Gewinne für die Anleger nur aus Kursgewinnen stammen. Techwerte schütten eher wenig Dividende aus, mit Kryptowährungen lässt sich, wenn überhaupt, nur sehr wenig Ertrag erwirtschaften, Zins liefern sie nicht.

Da sind bald schon zumindest optisch wieder gute Zinsen einstreichen lassen, werden solche Anlagen naturgemäß skeptischer gesehen. Oder anders gesagt: das Risiko von Techaktien und Kryptos wird nicht mehr gegen einen negativen oder Null-Zins gemessen, sondern gegen einen positiven. Hier kann es also durchaus weitere Abschläge geben, je mehr die Zinsen steigen.

Dazu kommen die weiteren Maßnahmen der Fed wie die Verringerung der Anleihenkäufe. Insgesamt dreht sich die Stimmung der Notenbanker: aus Tauben werden Falken, die Politik wird restriktiver. Hier besteht die reale Gefahr, dass die Notenbanker von einem Extrem ins andere fallen, nach einer Phase der ultralockeren Geldpolitik die Zügel sehr stark anziehen. Und es gibt dabei auch ein zu stark anziehen, wenn steigende Zinsen nicht nur die Inflation bekämpfen, sondern die gesamte Wirtschaft abwürgen.

Die Märkte müssen Angst haben vor einer solchen Übertreibung – und auf die Urteilsfähigkeit der Fed hoffen. In der Vergangenheit waren die Aktionen der Notenbanken nicht immer von Erfolg gekrönt. Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung führten zu Konjunkturdellen, die Gegenreaktion zu Strohfeuern, diese wieder zu Inflation und das Spiel begann erneut.

Also fallen jetzt die Aktienkurse? Ja und nein, die Entwicklung wird selektiv verlaufen. Tech- und andere Growth-Werte werden weiterhin leiden. Die größten der Branche aber werden auch hier ihre Macht ausspielen und die Preise unabhängig vom Inflationsgeschehen setzen können. Also nicht von steigenden Einkaufspreisen in geringere Margen getrieben werden, sondern gutes Geld verdienen. Dazu kommen die Branchen, die sich über die hohen Rohstoffpreise freuen können und damit gutes Geld verdienen. Dazu alle diejenigen, die auf beiden Seiten des Atlantiks genau wie in Asien von den Subventionsmilliarden für die Förderung des Klimaschutzes profitieren.

Mit anderen Worten: es wird immer noch viele Gewinner geben. Es wird aber schwieriger, sie in einem immer volatileren Umfeld zu finden. Kryptowährungen können dabei eine ganz eigene Rolle spielen: Sie sind tatsächlich unabhängig von Konjunkturen und Zyklen der Wirtschaft. Aber sie sind ein Versprechen auf die Zukunft – und da wollen viele dabei sein.

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