Kauf-Panik an den Börsen
Es herrscht Krieg in Europa, das Gespenst der Inflation geht um und die Börsen reagieren mit Panik. Mit Kauf-Panik. Jeder will dabei sein, wenn es weiter nach oben geht. Und treibt die Börsen auf diese Weise an. So lange bis die Klugen verdient haben und nur die Dummen im Markt bleiben. Wann das sein wird? Dieser Zeitpunkt lässt sich eingrenzen.
Die Börsen kennen derzeit nur eine Richtung: aufwärts. Dabei ist es vor allem der Deutsche Aktienindex, der auf neue Rekordhochs zusteuert. Der Rest der Welt lässt es langsamer angehen. Das mag auch daran liegen, dass der DAX ein buntes Sammelsurium an Werten umfasst, so dass sich der Index nicht wirklich einordnen lässt. Die großen weltweiten Indizes wären da bessere Gradmesser.
Wofür? Für den Grad der Angst im Markt. Die Deutschen oder zumindest der DAX hat seine Angst abgelegt und stürmt voran. Andere Indizes sind da zurückhaltender, spiegeln mehr die tatsächliche Lage der Weltwirtschaft. Denn eines ist klar: Nachdem die Inflationszahlen gerade höher ausfielen, als von den Experten erwartet und von den Märkten erhofft, sind die Notenbanken wieder am Zug.
Das Gespenst der Inflation, das gebannt schien, kehrt zurück. Doch die Märkte stört das nicht. Hier scheint die Überzeugung vorzuherrschen, dass es nicht zu einer Rezession in Folge der Zinserhöhungen kommen wird. Das wäre eine Ausnahme, aber eine schöne. Und wenn nur ausreichend viele Menschen und Börsenhändler daran glauben, könnte sie sogar wahr werden. Zumindest wenn sich nicht nur an der Börse, sondern auch in der realen Wirtschaft die Stimmung verbessert und nicht nur Aktien, sondern auch Waren gekauft werden.
Doch Investoren droht neben dem Einbruch der Wirtschaft und dem Abgleiten in eine Rezession eine weitere Gefahr. Derzeit kaufen Profis sich in einen bereits stark gestiegenen Markt ein. Viele hatten große Teile ihrer Liquidität geparkt, weil sie die Gefahren in der realen Welt höher einschätzen. Sie blieben risikoscheu, viel Geld liegt an der Seitenlinie und wartet ab. Teile davon wandern jetzt in den Markt, um die Welle zu reiten. Doch weil sich in der Weltwirtschaft nichts geändert hat, hat sich auch am Risikoempfinden der professionellen Investoren nicht viel geändert.
Es ist also Geld, das jetzt in den Markt drängt und die Kurse weiter befeuert, das auch schnell wieder hinaus geht. Haben die Profis erst einmal einen Gewinn erzielt, nehmen sie ihn angesichts der Aussichten auch gerne mit. Die Märkte verlieren dann wieder Liquidität, vielleicht kippt die Stimmung und die Kurse drehen. Es sind in der Regel die Privatanleger, die dann noch im Markt sind. Und die dann auch mit dem Markt nach unten rauschen. Die Profis schauen sich das dann genüsslich von der Seitenlinie aus an. Deshalb: wenn die Profis zu verkaufen beginnen sollten Privatanleger sofort folgen.