Wie sicher sind Kryptos?
Kryptowährungen umweht seit ihrem Auftauchen das Geheimnis von Freiheit und Abenteuer. Ein wenig anarchisch sollen sie sein, unabhängig von Zentralbanken und Staaten. Alles das Eigenschaften, die den Idealisten genauso locken wie den Bösen. Betrug und Diebstahl mit und von Kryptos gehören zu den gängigen Erzählungen. Der Grund: vollständige Anonymität. Doch wie ist es wirklich darum bestellt?
Der Bitcoin als der Platzhirsch der Kryptowährungen startete als Alternative zu den zentralen Währungen. Ein von Fed oder EZB unabhängige Währung, dezentral verwaltet, keiner Kontrolle unterworfen und zudem noch durch eine Mengenbeschränkung gegen Inflation gefeit. Ein Traum. Dazu noch als Eigentümer erkennbar nur eine mehr oder willkürliche Abfolge von Zahlen und Buchstaben, was begehrt das Romantiker-Herz mehr. Kein Wunder, dass sich zwielichtige Gestalten im Kryptoversum breit machten.
Eine fehlende Regulierung tat ein Übriges: Es war lange nicht nötig oder sogar verpönt, sein Gegenüber zu kennen. Damit ließen sich im Dunkeln dubiose Deals über die Blockchain abwickeln, Geldwäsche inklusive. Große Betrugsfälle von verschwundenen Kryptobörsen-Gründern oder große Diebstähle machten Schlagzeilen. Insgesamt, so schien es, war das Kryptoversum eine Art Wilder Westen, bei dem der am besten ausgerüstete gewinnt.
Und heute? Die Dinge haben sich stark verändert. Bei den letzten großen Betrugsfällen oder auch Diebstählen wurden große Teile der Beute nicht nur zurückverfolgt, sondern auch lahmgelegt. Der Dieb besaß zwar die Coins, konnte aber nichts damit anfangen. Die großen Spieler im Kryptoversum sind gewillt, mehr Kontrolle zu akzeptieren im Tausch gegen mehr Sicherheit, mehr Verlässlichkeit – und damit mehr Umsatz.
Denn um die Kryptos endgültig im Mainstream zu verankern, muss jeder einzelne Anleger, jeder Nutzer der auf Blockchains laufenden Funktionen sicher sein, dass seinem Geld nichts geschieht. Zumindest nicht, solange er nicht selbst als Sicherheitsrisiko dient und etwa seine Wallet-Schlüssel bereitwillig versendet.
Dazu kommt eine weitere Entwicklung: Bei den jüngsten Diebstählen konnte recht schnell zurückverfolgt werden, wer hinter den Ziel-Wallets steckt. Die entsprechenden Adressen wurden gesperrt oder gebannt, die Kryptos wann immer möglich zurückgefordert. Manch einer, der als Dieb startete wurde so noch zum White Hat, einem Hacker, der ja nur Schwachstellen aufzeigen wollte.
Die viel beschworene Anonymität der Blockchain ist also immer weniger gegeben. Gerade bei den großen, von vielen genutzten Netzwerken ist ein einfaches Entkommen mit der Beute kaum noch möglich. Ein gutes Gefühl der Sicherheit macht sich breit und befeuert den Markt. Wie wichtig das auch den großen Spielern ist, zeigt die Tatsache, dass der ein oder andere bereits Verluste aus der eigenen Wallet ersetzt hat. Der Nutzer wurde also schadlos gestellt – ein Vorgehen wie es Banken seit der Einführung der EC-Karte nutzen. Und das sehr gut zur Verbreitung des Plastikgeldes beigetragen hat.