Apple und die Erosion des Geschäftsmodells Bank

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Die Pleite der Silicon Valley Bank, die Übernahme der First Republic durch JP Morgan Chase und der Credit Suisse durch die UBS machen deutlich, dass das Geschäftsmodell „Bank“ schwieriger wird. Neue Spieler treten an die Stelle der traditionellen Banken, vor allem die Techgiganten mit Kundenzugang. Das neue Sparkonto von Apple zeigt dies überdeutlich.

An der Seite von Apple steht dabei die Investmentbank Goldman Sachs. Wo das immer weiter ausgebaute Finanz-Angebot von Apple einer Lizenz bedarf wie etwa bei Kreditkarten und de gerade gelaunchten Konto, geschieht dies in Kooperation mit Goldman Sachs. Und in dieser Zusammenarbeit lässt sich die Zukunft des Bankings ablesen: „Standard-Finanzprodukte wandern weg aus dem Herrschaftsbereich der Banken in die Kundenschnittstellen“, sagt Hartmut Giesen. „Und für Banken, deren Geschäftsmodell das Angebot von Standard-Finanzprodukten für Endkunden ist, wird es schwierig.“ Das gilt auch und gerade für digitale Neo-Banken, die in diesem Bereich zu Hause sind. 

Solche Embedded-Finance-Angebote, die auf Banking-as-a-Service basieren, sind für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Im Fall von Goldman und Apple zeigt sich, dass Apple mit den Finanzprodukte von Goldmann-Sachs, neben dem Sparkonto eine Kreditkarte, sein Service-Angebot für Kunden mit der gleichen Logik erweitert, wie Streaming, Fitness und mehr angeboten werden. Diese Services sind der am schnellsten wachsende Bereich in der Apple-Bilanz. Und gerade weil Apple heute noch zum größten Teil vom iPhone-Umsatz abhängig ist, liegt der Fokus auf der Diversifizierung in die Services hinein.

Dabei hat das Finanzangebot für Apple einen doppelten Effekt: „Apple erzielt mit den Finanzprodukten mehr Service-Umsätze“, so Giesen. „Und gleichzeitig sind die ausschließlich per iPhone oder iPad nutzbaren Finanzprodukte so attraktiv, dass sie den Absatz von iPhones weiter beleben können.“ Das – derzeit nur in den USA verfügbare – Sparkonto bietet mehr Zinsen als fast alle Bankkonten in den USA. So viel mehr, dass daraus zumindest ein Anreiz entsteht, weiterhin iPhones zu nutzen. Oder vielleicht sogar iPhones statt anderer Smartphones mit weniger interessanten Zusatzfeatures zu kaufen.

Und Goldman Sachs? Bei Goldman handelt es sich eigentlich um eine Investment-Bank ohne Endkunden-Geschäft, die hier die Rollen eines Banking-as-Service-Anbieter spielt. „Goldman erhält Zugang zu Endkunden, ohne diese aktiv akquirieren zu müssen“, sagt Giesen. „Außerdem muss sich die Bank weder um Kundenkommunikation noch um Services kümmern, benötigt fast keinen direkten Kontakt.“ 

„Weder ist Banking-as-a-Service noch die Tatsache, das Big-Techs Finanzangebote in ihr Produktportfolio aufnehmen neu“, sagt Giesen. Aber es zeigt sich, dass Gesellschaft und Märkte im vergangenen Jahrzehnt diese Entwicklung in ihrem Tempo überschätzt haben. „Wenn man jetzt jedoch die Vollständigkeit des Finanzangebots von Apple betrachtet und überlegt, was dies vor allem für Banken bedeutet, hat man die Entwicklung langfristig unterschätzt“, so Giesen. „Das Geschäftsmodell Bank erodiert.“